Die größte Initiative für eine Sprache findet im Baskenland statt: Korrika

  • Am 30 März beginnt ein Event, der so viele Menschen wie nirgendwo sonst auf der Welt für ihre Sprache auf die Straße gehen lässt. Hunderttausende nehmen daran teil, ohne Unterbrechung geht von Hand zu Hand ein Staffelholz, das die eigene Sprache symbolisiert. Elf Tage und zehn Nächte lang laufen die Teilnehmer/innen 210 Stunden lang ungefähr 2.300 Kilometer. Der Lauf verbindet die Mehrheit der Dörfer und Städte des gesamten Baskenlandes. Euskal Herria liegt in Europa, zwischen dem Süden des französischen und dem Norden des spanischen Staates.


2017ko martxoaren 30an - 16:57

Das folgende Video zeigt Bilder der vergangenen Ausgaben der Korrika:

Im Staffelholz befindet sich eine geheime Botschaft. Nachdem sie durch Tausende von Händen gegangen ist, wird sie bei der Abschlussveranstaltung der Korrika vorgelesen.

Den Staffelstab aus Holz mit dem baskischen Symbol zu tragen, gilt als besondere Ehre. Deshalb “kaufen“ Vereine, Institutionen und Privatpersonen Korrika-Kilometer zur Förderung der Sprache. Organisiert wird der Lauf von den Baskisch-Schulen, die zu AEK gehören, einer Vereinigung, deren Aufgabe darin besteht, Euskara zu unterrichten und Erwachsene zu alfabetisieren. Ihr sind die Einnahmen gewidmet, die dieses gigantische Crowdfunding einbringt.

Die baskische Sprache Euskara war einst in Gefahr verloren zu gehen. Noch heute wird sie nur von circa einer Million Menschen gesprochen und ist laut UNESCO nach wie vor vom Verschwinden bedroht. In manchen Regionen ist diese Gefahr offensichtlich. In einigen Gegenden ist das Euskara offizielle Sprache, in großen Teilen des baskischen Territoriums jedoch nicht. Die Korrika vereint dieses gesamte Territorium in einem festlichen Ambiente. Alle Teilnehmer/innen haben eine positive Einstellung zum Euskara und nutzen die Gelegenheit, wenn die Korrika durch ihre Stadt, ihr Dorf oder ihren Stadtteil kommt, um Aktionen zu organisieren und ihre Forderungen zugunsten ihrer Sprache auf die Straße zu tragen.

Die Korrika ist genau wie ihre Veranstalterin AEK eine Initiative, die in der Zivilgesellschaft entstanden ist. Sie findet alle zwei Jahre statt, in diesem Jahr zum 20 Mal. In Anbetracht ihres Erfolges haben vergleichbare Gemeinschaften mit marginalisierten Sprachen begonnen, ähnliche Läufe zu organisieren: in Katalonien, Irland, Galicien, und auch im Aran-Tal wird für die einheimische Sprache gelaufen.

Warum braucht das Euskara die Korrika?

In der jüngeren Vergangenheit hat das Euskara große Rückschritte erlitten, insbesondere in den vergangenen drei Jahrhunderten. Euskara-Sprechende waren u.a Opfer von Spott, Strafen und Prügeln, weil sie nur Baskisch sprachen. Unter diesen Vorzeichen hat die psychologische Verfolgung neben anderen Faktoren eine entscheidende Rolle gespielt, dass die Leute ihre Sprache wechselten. Die Sprachpolitik Spaniens und Frankreichs nahm direkten Einfluss gegen das Euskara, darin ist sich die große Mehrheit der Linguist/innen einig.

“Der Ring” ist eines der grausamsten Symbole der Unterdrückung des Euskara. In der Schule war es verboten Baskisch zu sprechen. Wenn das Lehrpersonal Kinder dabei erwischte, mussten die betreffenden Schüler/innen den “Ring“ tragen. Die Kinder konnten sich des Rings nur dadurch entledigen, dass sie nach anderen Kinder suchten, die auch Baskisch sprachen. So sorgte das System dafür, dass sie sich gegenseitig verrieten. Am Ende der Woche wurde jenes Kind – oft auch körperlich – bestraft, das den Ring zuletzt trug. Bei vielen führte diese Praxis dazu, dass sie ihre Sprache zu hassen begannen und es vorzogen, sie nicht an ihre Kinder weiterzugeben, damit diese nicht dieselbe Qual erleiden sollten. Zeugenaussagen aus dem gesamten Baskenland beweisen, dass “der Ring“ zumindest in den vergangenen beiden Jahrhunderten generell zur Anwendung kam, noch heute gibt es Personen, die von ihren Leiden berichten können.

In Spanien war das Euskara während einer 40-jährigen Diktatur komplett verboten. Es wurde eine “Städtische Wache“ eingerichtet, die kontrollierte, in welcher Sprache die Menschen sprachen, und die Strafen verhängte. Das Euskara wurde fast völlig aus dem öffentlichen Leben eliminiert und als Hindernis auf dem Weg zur Modernität dargestellt.

In den 50er Jahren und verstärkt in den 60ern, wurden im Baskenland in Privathäusern heimlich Schulen gegründet. Auf diesem Weg entstand eine Bewegung zur Erneuerung der baskischen Sprache. In den 70er Jahren, als eine neue politische Bewegung im Aufbruch war, begannen Tausende erneut Euskara zu lernen. Diese Pro-Baskisch-Bewegung gründete die AEK-Schulen. Nach dem Ende der Diktatur entstand aus der Notwendigkeit, diese Schulen zu finanzieren, die Idee der Korrika, die 1980 zum ersten Mal durchgeführt wurde.

Seither sind 35 Jahre vergangen und noch immer ist das Euskara im größten Teil seines sprachlichen Stammgebietes nicht offiziell. Die öffentlichen Schulen bieten in diesen Regionen keinen Euskara-Unterricht, deshalb müssen viele Kinder jährlich Tausende von Kilometern zurücklegen, um in einer entfernten Schule Euskara lernen zu können. In den Gebieten, in denen das Euskara offiziell ist, wurden zwar in Zusammenarbeit mit den lokalen Institutionen bedeutende Fortschritte gemacht, dennoch klagt die spanische Regierung gegen Gemeindeverwaltungen, die in Euskara funktionieren. Die Tatsache, dass 2003 die einzige rein baskisch-sprachige Tageszeitung Egunkaria, die mit Spenden aus der Bevölkerung gegründet worden war, von der spanischen Polizei geschlossen wurde, hat sich tief ins Bewusstsein der Baskisch-Sprachigen eingeprägt. Im französischen Staat ist Französisch die einzige offizielle Sprache. Hier kam es zu Klagen gegen Ikastola-Schulen, die in Euskara unterrichten, im Januar 2015 wurde eine Gemeinde verklagt, die das Euskara zur offiziellen Sprache erklärte.

"Das Euskara ist auf der Straße, alle zur Korrika!"

Manche Expert/innen gehen davon aus, dass von den derzeit weltweit existierenden 7.000 Sprachen noch in diesem Jahrhundert die Hälfte verschwinden wird. Euskal Herria konnte seine Sprache bisher erhalten, auf dem Weg zu seiner Normalisierung bedarf es jedoch noch großer Anstrengungen.

Sätze wie “Das Euskara ist unser einziges freies Territorium”, oder “Eine Sprache geht nicht verloren, weil jene, die sie nicht kennen sie nicht lernen, sondern weil jene, die sie kennen sie nicht sprechen”, oder “Wie schön das klingt, dich auf Euskara sprechen zu hören” sind auf vielen Häusern, T-shirts, in Läden und Geschäften des Baskenlandes zu lesen. Ein so gigantisches Projekt wie die Korrika über Grenzen hinweg als Gemeinschaft umzusetzen, erfüllt alle mit Stolz. Die Korrika ist möglich dank der Arbeit von Hunderten von Freiwilligen, sie gibt Tausenden von Menschen neue Energie, ihre Mühe für das Euskara fortzusetzen, sich die Sprache anzueignen und damit einen besonderen Standpunkt in der Weltgemeinschaft zu bewahren.

Anmerkung: Baskischer Originaltext von Lander Arbelaitz, Zeitschrift Argia. Ins Deutsche übertragen von Klaus Armbruster, Baskale Elkartea.


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